Auszug aus dem Richtspruch – Hütte Schopfloch – 23. September 1967

 

Mit Gunst und Verlaub.


 

Doch muss ich jetzt gleich dieses sagen:

Ich hörte schon über den Bau hier Klagen

Er sei zu groß, er sei zu klein,

er sei zu arm, er sei zu fein!

Aber wer will bauen an der Schopflocher Straße

der muss die Narren reden lassen,

Disteln und Dornen stechen sehr,

aber falsche Zungen noch viel mehr!

Und wem der Bau hier nicht gefällt

stell` selbst einen besseren in die Welt!

Ja, wenn ich hätt `aller Jungfern Gunst

und aller Künstler große Kunst

und aller Meister Grütz und Witz,

wollt ein Haus bauen auf einer Nadelspitz.

Weil wir aber solches konnten nicht haben,

mussten wir hier zimmern, mauern und schwer graben.

Fest steht der Bau nach seinem Plan,

die Bundesbrüder sehen ihn nur an,

ob er wohl seht im Senkel und Blei,

ob alle Kammer und Fenster dabei.

Die Mauern, Wände, Decken und Sparren

Werden niemals hier knarren,

alles steht wie Eisen fest,

überplattet, verschraubt, verankert auf `s Allerbest.

Mit Eisen, Zement, Schrauben und Klammern

ist nicht gespart und hängt alles zusammen.

Ja, wie wir alle uns mussten mühen und plagen,

Holz schleppen, betonieren und Steine tragen.

Ich will kein ehrlicher Zinmergesell mehr sein,

da schlag schon ein Kreuzdonnerwetter drein.

Ich hab `s noch im Kreuze vom Graben und Sägen.

Und tu ich alles recht erwägen,

so bleibt mir das Wasser von dem Schwitzen

mein Lebtag wohl im Kittel sitzen.

Drum hoff ` ich auch, dass der Zirkel uns

ansieht für alles das mit Gunst

und jetzt ein Fass Bier lässt laufen,

dann wollen wir wacker mal eins saufen.

Wenn dieses aber nicht könnt sein

fall dieser Bau bald wieder ein.

Doch Freundschaft, Treue brechen nie,

auch Mühen, Schmerzen, Sorgen vergehen,

heut sollen wir der aufgewandten Müh`,

der Opfer und des Wunsches Erfüllung sehen.

Die Zirkelhütte ist im Rohbau erstellt

und zeigen sie voll Stolz aller Welt.

Was der Gemeinsinn schafft, was Eintracht kann,

dies zeigt das neue Bauwerk an:

Gemeinsam, einig ist der Zirkler Zier,

gemeinsam einig schufen Bauleut` hier.

Der Spruch steht also über diesem Werke:

In Einigkeit, gemeinsam, das gibt Stärke!

Der Herr, der Schöpfer dieser Welt,

der alles was da lebt erhält,

beschütze diesen neuen Bau in Gnaden,

vor Feuer und vor Wasserschaden,

vor Stürmen und vor Ungewittern,

die seinen festen Grund erschüttern.

Beglück` mit Segen dieses Haus

und alle, die hier gehen ein und aus.

Diene Haus aus Holz und Stein

der Treue, Freundschaft, Einigkeit

nie kehre Unfried und Zwietracht ein, noch Streit.

So nehme ich nach alter Handwerkssitte das volle Glas

und trink es aus bis auf den Grund.

Die Bauherrschaft sie lebe

Hoch – Hoch – Hoch !

Nachdem ich`s ausgetrunken hab, werf ` ich`s hinab.

Auf der Stelle soll`s zerspringen

und Glück dem ganzen Hause bringen.

Schopfloch, den 23.09.1967

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